ÜBER AUSSTELLUNGEN UND ÜBER WERKE
" ... Mit der ersten Personale des jungen Kärntner Slowenen Jože Boschitz
ist der Klagenfurter Aula Slovenica ein „Volltreffer“ gelungen. Objekte, Mischtechniken,
Skizzen und fotografische Dokumentationen skizzieren das Wollen des Künstlers
und erweisen sich als wichtige Bereicherung der bildenden Kunst in Kärnten.
Im Kampf gegen das Schwinden der Identität bzw. der Suche nach einer neuen
(sei sie nun auf den Künstler selbst, auf die Situation des bäuerlichen Lebens,
auf die der Slowenen oder auf unser aller Leben bezogen) hat
in Boschitz Arbeiten eine glaubhafte Gestaltung gefunden...“
Gisela Hopfmüller (Zur Ausstellung „Aus dem Nachlass“,1981)
„ …Die Bilder, Grafiken und Objekte des jungen Kärntners zeigen Erfindungsgabe, Emotion,
Engagement und formales Können in der Umsetzung origineller Ideen. Jože Boschitz
sieht diese Arbeiten als Produkte der Auseinandersetzung mit seinen eigenen geschichtlich
kulturellen Bindungen und als Suche einer (seiner) Identität in der Gegenwart…“
Grete Misar ( Zur Ausstellung „Aus dem Nachlass“, 1981)
" ... Wie groß jedoch das schöpferische Potential des Kärntners Jože Boschitz ist, zeigt sich bei
seinen Objekten (wenn das Material formbar ist) in Ton, wo es aus der bewussten Regression
ein (unbewusster?) Rückgriff auf archaische Formen wird. Diese tragen den persönlichen
Stempel des Künstlers ebenso wie das relevante Hier und Jetzt um das es ihm geht…“
Maria DelMar (Zur Ausstellung „ Welt: Modelle“, 1983)
„ …Das Ausloten des Raumes, das Erstellen neuer Raumkonzepte und das Umwandeln von Flächen
in Räume sind die Intentionen des Malers Jože Boschitz. Es ist eine Grundfrage der Bildenden Kunst,
die Boschitz mit einfachsten Mitteln anreißt, die er mit geradezu schmerzhafter Schlichtheit
für sich zu beantworten sucht…
... Sicher zählt er zu jenen Avantgardekünstlern, die es hierzulande nicht leicht haben, deren
künstlerische und intellektuelle Kraft aber in die Zukunft weisen…“
Bri (Zur Ausstellung „Linien im Raum“, 1985)
„ … Boschitz zählt zu den interessanteren Künstlern der als jung anzusprechenden Generation.
Ein Philosoph, der zwar den Gegenstand ins „Bildgeschehen“ einbringt, diesen aber nur
als sozusagen realistischen Kontrapunkt zu verschobenen Perspektiven, Verrenkungen
und aufgebrochenen Strukturen Bedeutung zumisst...
... Und so liegt vor einem klobig dargestellten Sessel ein Patzen Fleisch – hie Behaglichkeit und Ordnung,
da ein dem gewaltsamen, dem aggressiv Nackten, der Verzweiflung und Einsicht in die Unerbittlichkeit
gesellschaftlicher Vorgänge gewidmetes Arrangement…“
Manfred Posch (Zur Ausstellung „Das Fleisch und sein Schatten“, 1989)
„ …Boschitz besticht vor allem durch den intelligenten und kraftvollen Umgang mit Farben, durch
eine lyrische Intensität und auch durch die Fähigkeit, in und mit seinen Bildern eine Fülle
von poetisch angereicherten Geschichten zu erzählen...
...Ein Musterbeispiel dafür ist das Bild „Kanada oder der letzte Ausweg“, eine Art doppelbödiges
Stillleben, perfekt gemalt und eine Wirkung verströmend, die suggestiv und stark ist…“
…Es kann keinen Zweifel geben: Jože Boschitz ist nicht nur ein bemerkenswerter,
sondern auch ein intelligenter Künstler, der unter anderem die Bedeutung
der Sinnlichkeit für die Malerei begriffen hat…“
Humbert Fink (Zur Ausstellung „Das Fleisch und sein Schatten“,1989)
„ … Während es die ältere Stilllebenmalerei mit der virtuosen Wiedergabe der flüchtigen, sinnlichen
Erscheinung zu tun hatte, geht es Boschitz zunächst einmal um das Bild als Erscheinung seiner selbst…
…Von der Farbfeldmalerei ausgehend bestimmt er das Bild als aktiven Farbkörper, der in der Interaktion
mit dem Betrachter zum Raum im Raum wird: ein Farbraum, der einerseits den Betrachter, andererseits
die Gegenstände, die auf den Bildern erkennbar sind, umschließt...
...Das vibrierende Farbfeld, gewöhnlich in mehreren Schichten aufgebaut, springt in seiner Wirkung
beständig um: es ist sowohl farbige Oberfläche eines planen Bildträgers wie allgemeines räumliches
Fluidum, ein Äther, in dem sich die Dinge herumbewegen können...
…Sowohl der „Naturalismus“ wie die „Abstraktion“ liegen hier in der Vergangenheit.
Und der Maler weiß, dass er eine Vergangenheit für die Zukunft produziert..."
Leander Kaiser ( Zur Ausstellung „Natura morta – Ein Leben schöner denn Tod“,1994)
„ … Die Landschaften, die und von Josef Boschitz so verschwenderisch angeboten werden,
sind natürlich Teil der Natur, gleichwohl aber wiederum nicht. Sie sind Teil einer uns fremden,
fernen Natur, die für ihn Ausgangspunkt seines Lobgesanges mit dem Pinsel war.
Sie sind nicht teil der Natur, weil sie der Künstler mit seiner Kalligraphie aufdeckt, einer Schrift,
die ihm seit seiner Kindheit in die Seele eingezeichnet ist und in der es einen unverrückbaren Plan
des Klimas, des Horizonts, der Weiten, der Pässe, der Abgründe und der Gefilde gibt..."
Horst Ogris (Zur Ausstellung „Landschaft: MALEREI“ , 2001)
„ … Das Zeichenhafte, das früher in Boschitz’ Fahnen und Objekten dominierte,
sogar die fetischhaften Federspickungen bemalter Holzplatten, ziehen sich in „Bildwirklichkeiten“
zurück, die, trotzdem sie weder magisch noch mystisch sind, aus ihren paradoxen Anordnungen
eine spannungsreiche Aura beziehen,die durch den seelischen Gehalt
des Wahrnehmungseffekts begründet ist...
...Die barocke Allegorie der Vergänglichkeit, die Symbolik von kleineren Gegenständen,
aber auch von Schiffen im Speziellen, integriert das historische Bewusstsein des Intellektuellen.
Die Dominanz der Philosophie des Sehens minimiert das Sprachliche, macht die Erzählung karg
gegenüber dem wieder entdeckten Sinnlichen dieser Malerei, die uns erinnert, dass es die von
der logischen Wissenschaft behauptete Opposition zwischen Körper und Geist nicht gibt.
Und gerade das Auge ist jener Teil des Körpers, der durch die Wahrnehmung unser Denken auslöst.
Es macht uns bewusst, dass wir trotz rasender Bilderflut einer visuellen Armseligkeit anheim gefallen sind,
einem immer noch vorhandenen Körperhass nachhängen, der Askese des Sinnlichen auch in der Kunst
(ausgehend vom angelsächsischen Raum) immer noch Folge leisten, wie wir auch anhaltend vom Genie
reden und die Priesterlichkeit mancher künstlerischen Starallüre übersehen.
Die neuen Raumkonzepte und Oberflächenreize der Bilder von Josef Boschitz entlassen uns
in neu gewonnene Freiheiten (die auch alte sind), auf Wegen der Malerei zwischen abstrakt und real,
im Spiel zwischen den Ebenen, neuen farblichen und Helldunkel Abstimmungen,
doppelbödig in der Aufnahme von Gegensätzlichkeiten, in Traumata des Alltäglichen:
Ihr Atem anhaltender Stillstand zieht uns unweigerlich an.“
Brigitte Borchhardt-Birbaumer ( „The Long Walk oder Was vom Denken übrig blieb“
Zur sinnlichen Erscheinung der Bilder von Josef Boschitz , 2004)